Ein geheimer Schatz in Feldafing

Ein geheimer Schatz in Feldafing

SISI Statue"Das Hotel Kaiserin Elisabeth … ist entschieden ein Fund" erkannte Thomas Mann, als er zwischen den Jahren 1919 und 1923 in seinem kleinen, nahe gelegenen Feldafinger „Villino“ an einem Kapitel zum Zauberberg schrieb, im Erdgeschoss des „Mauselochs“ mit dem Grammophon Opern von Wagner, Beethoven, Verdi und Puccini hörte, auf dem Starnberger See ruderte und ausgiebige Spaziergänge am See machte. Wenn es in der Fünfseen-Region auch heute noch einen Ort mit dem Flair vergangener Zeiten gibt, so ist es dieses ehemalige Grandhotel, denn schöner als auf der alten Terrasse kann man den weiten Blick auf den Park, den Starnberger See und die Berge nicht genießen.

"Terrassengasthof" seit 1856

Wie überall in Süddeutschland entstand auch in der dörflichen Gemeinde Feldafing neben der 1508 fertig gestellten Kirche ein Wirtshaus mit eigener Metzgerei und Bäckerei. 1856 kaufte Reichsrat Anton Ritter von Maffei, Industrieller, Münchener Bürger und Großgrundbesitzer in Feldafing, den von den Schlossherren von Garatshausen mit Sonderrechten ausgestatteten Gasthof und ließ gleich daneben eine Aussichtsterrasse bauen. Bewirtschaftet von Johann und Elisabeth Hierl erfreute sich dieser „Terrassengasthof“ so großer Beliebtheit, dass der einheimische Baumeister Johann Biersack die Vergrößerung zu einem Gasthaus im sog. „Schweizer Stil“ ausführen musste.

Der alljährliche Aufenthalt der Kaiserin Elisabeth von Österreich machte 1870 eine nochmalige Vergrößerung um das Nebenhaus und die Ställe notwendig. 25 Jahre lang logierte die Kaiserin mit großem Gefolge und Pferden jeden Sommer im „Gasthof Strauch“, wie das Haus jetzt hieß. Die im Schloss Possenhofen aufgewachsene bayerische Prinzessin "Sisi" besuchte von hier aus ihre Familie, traf ihren Vetter Ludwig II. und unternahm ausgedehnte Ausritte und Spaziergänge nach Andechs und München. Im Sommer 1894 war sie zum letzten Mal hier. 1900 wurde vom Hofmarschallamt in Wien die Erlaubnis erteilt, das Haus "Hotel Kaiserin Elisabeth" nennen zu dürfen. Seit 1905 ist es unverändert in Familienbesitz.

Ach wie gut, dass niemand weiß …

Eine schmale Seitentür an der Kurve der vielbefahrenen Straße öffnet sich zum lauschigen Park des jetzigen „Golfhotels“. Vorbei an einem bemoosten, offenbar wenig bespielten Tennisplatz führt der Weg zu einer kleinen Anhöhe, und dort sitzt, unbemerkt, gelassen, ernst, die steinerne Sisi in weißem Gewand. Ihr Schöpfer, der aus Cheb, dem früheren Eger, stammende Bildhauer Karl Wilfert jun. (1879 – 1932) stand in den Jahren 1906 – 1908 an der Spitze des Bundes der deutschen bildenden Künstler in Böhmen. Er hatte an der Prager Akademie der Künste studiert, etliche Studienreisen nach Italien, Frankreich und Spanien unternommen und einige Jahre in Feldafing gelebt. Deshalb wurde wohl das 1905 entstandene und bis 1925 in Franzensbad aufgestellte Denkmal der Kaiserin Sisi hierher verbracht. Gesehen wird die Figur nur von ein paar im Park Verstecken spielenden Kindern der Hotelgäste: ein ganz „geheimer Schatz“ eben!