Schloss Kempfenhausen

Schloss Kempfenhausen

Schloss Kempfenhausen © Dr. Ulrike Mertz

Schloss Kempfenhausen, © Dr. Ulrike Mertz

Das Schloss in Kempfenhausen gehört heute der Stadt München, die es 2011/2012 umfassend renovieren und erweitern ließ. Seither dient es als Veranstaltungshaus des Referats für Gesundheit und Umwelt, wodurch wieder viel Leben in das 500 Jahre alte Gemäuer eingekehrt ist. Das Schloss sah Zeiten großen Glanzes und großer Vernachlässigung.

Münchner Patrizier und ein Kurfürst schätzen den Starnberger See

Erbaut wurde der ein wenig streng aussehende, dreigeschossige Steinbau mit hohem Satteldach um 1520 von dem Münchner Patrizier Archatius (auch Arsatius) Barth, über mehrere Jahre Münchner Bürgermeister und Mitglied des Inneren Rats. Die Barth zählten zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Familien der Residenzstadt. Sie besaßen mit dem Recht zum Salztransport von Reichenhall nach München praktisch eine „Lizenz zum Gelddrucken“. Als Hofmarksherren von Kempfenhausen konnten sie zudem den Besitz des benachbarten Harkirchen erwerben. Die Barths hielten die Hofmark bis 1640, mussten aber die verheerenden Zerstörungen durch schwedische Truppen im 30jährigen Krieg hinnehmen und überwinden.

Nachfolger wurde der Münchner Tuchhändler Hans Heinrich Hörl, er gehörte wie die Barth zum Münchner Bürgeradel und war ebenfalls Bürgermeister gewesen. Verheiratet mit einer geborenen Ligsalz, kam Geld zu Geld und Einfluss zu Einfluss. Mit dem Erbe der Gattin wurde auch Farchach Teil der Liegenschaften. Allerdings währte die Freude der Hörl über ihren Kempfenhausener Besitz nicht allzu lange, denn der bayerische Kurfürst Ferdinand Maria war bestrebt, über möglichst viele Uferabschnitte am Starnberger See zu verfügen. Zu den legendären Seefesten auf dem Prunkschiff Buzentaur waren hohe Gäste aus ganz Europa eingeladen, es wurde internationale Politik gemacht. Zudem hatte er durch den Kauf von Kempfenhausen unmittelbaren Zugang zum Forstenrieder Park, von dem aus das Wild durch ein Gatter bis in den See getrieben wurde. Nun konnte die fürstliche Jagdgesellschaft die Tiere bequem vom Schiff aus erlegen. Der Nachfolger Kurfürst Max Emanuel gab die Hofmark zusammen mit Harkirchen 1690 an den bayerischen Gesandten auf dem Reichstag in Regensburg Caspar Marquardt von Zündt auf Kenzingen weiter.

Viele Besitzwechsel in eine bürgerliche Zukunft

Schon nach 50 Jahren wechselte das Schloss erneut seine Besitzer, unter denen es der Geheime Hofkammerrat Johann Baptist von Pirchinger zu einem offenen, gastfreundlichen Haus machte. Ein kurzes Intermezzo war der Besitzwechsel 1837 an Herzog Max in Bayern, dem ja am Westufer bereits die Hofmarken Possenhofen und Garatshausen gehörten. 1909 erwarb Otto Graf von Bylandt Kempfenhausen, der zahlreiche Umbauten vornehmen ließ, die heute noch erhalten sind. Ein Beispiel ist das schöne, marmorgerahmte Eingangsportal. Als Bylandt 1928 nach Holland umzog, stand es bis zu seinem Verkauf an die Reichsärztekammer 10 Jahre leer. 1979 wurde das Multiple-Sklerose-Zentrum im 80.000 Quadratmeter großen Schlosspark angesiedelt.

Die Schlosskapelle St. Anna

Schon Archatius Barth ließ zusammen mit dem Schlossbau eine erste Kapelle errichten, aus der noch die Holzskulptur der Patronin Anna aus der Zeit um 1520 stammt. Freiherr Johann Baptist von Pirchinger ließ die Kapelle ab 1774 von Grund auf erneuern und kostbar im Stil des Rokoko ausstatten. Prachtvolle Schnitzaltäre, qualitätvolle Holzskulpturen und die Ausmalung der Kapelle durch den kurfürstlichen Hofmaler Christian Wink sind die Höhepunkte dieses kleinen Juwels.