Berg - Die Rottmannshöhe

Denkmal vergangener Pracht

Die Hautevolėe des 19. Jahrhunderts, darunter gekrönte Häupter, Adel, reiche Bürger, Schicki & Micki, pflegte am Starnberger See in drei großen Spitzenhotels abzusteigen: im Hotel Strauch in Feldafing, heute Golfhotel Kaiserin Elisabeth, außerdem direkt am See im Hotel Leoni, dessen stilloser Nachfolgebau heute als Seehotel Leoni auch immer noch eine gute Adresse ist, und im Hotel Rottmannshöhe.

Einst Traumziel für Technikfans

Gerühmt wurde dieses Haus oberhalb von Leoni nicht zuletzt wegen seiner Aussicht. Vor allem von der Dachterrasse aus muss der Blick auf Berge und See umwerfend gewesen sein. Gerade auch für Liebhaber moderner Technik war dies um 1900 ein Ausflugsziel erster Güte, gab es hier doch eines der Wunderwerke modernen Fortschritts zu bestaunen: eine dampfbetriebene Standseilbahn, die die 21prozentige Steigung vom Dampfersteg zum Hotel in 15 Minuten bewältigte. Damals das Modernste vom Modernen! Heute erinnert nur noch der gegenüber dem Seehotel Leoni beginnende Seilbahnweg daran. Anschließend gab es dann Kaffee und Kuchen auf der Dachterrasse des Hotels Rottmannshöhe - eineRottmannshöhe Attraktion ersten Ranges.

Kein Wunder, dass der Besitzer des nahen Hotel Leoni gebangt haben soll, ob er der Konkurrenz standhalten könne. Das entpuppte sich dann als problemlos für ihn - schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Hotel in ein Sanatorium umgewandelt. Später nutzten es die Jesuiten für ihre Exerzitien, heute befindet sich dort die Jugendpsychiatrie der Münchner Heckscher-Klinik. Bis auf das Walmdach anstelle der einstigen Dachterrasse ist das Äußere des Hauses mit seinem Flair barocker italienischer Palazzi noch gut zu erkennen. Der Luxus im Inneren musste den Anforderungen des Klinikbetriebs weichen.

Namensgeber Carl Rottmann

Als Ausflugsziel entdeckt wurde der Hügel mit der damals noch so schönen Aussicht - heute ist vor lauter Bäumen kein Panorama mehr zu sehen - von dem Münchner Landschaftsmaler Carl Rottmann. "Ich habe viel großartigere Gegenden gesehen, aber eine lieblichere kenne ich nicht", soll der vielgereiste und für seine heroisch-antiken Landschaften berühmte Rottmann geschwärmt haben, als er das Plätzchen bei einem Spaziergang entdeckt hatte. Für seine bald regelmäßigen Spaziergänge dorthin, wenn er etwa bei seinem Freund Johann Ulrich Himbsel unten am See zu Gast war, ließ er eine Bank aufstellen. Nach seinem Tod 1851 errichteten Künstlerfreunde ihm dort ein Denkmal, sie feierten sogar eines der größten ihrer berühmten Künstlerfeste auf der nun Rottmannsruhe genannten Änhöhe. Bis 1879 der Münchner Gastwirt Anton Kisser den Grund erwarb und hier sein Luxushotel errichten ließ. Mit der Ruhe an der Rottmannsruhe war es nun vorbei. Es blieben die Rottmannshöhe und das bis heute bestehende Gebäude.