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Kurparkschlösschen Herrsching

Kurparkschloesschen
Kurparkschlösschen in Herrsching

Nicht zufällig bietet das Kurparkschlössl am Herrschinger Seeufer einen so malerischen Anblick: Es geht samt seiner pittoresken Erker, Balkone und Treppen, samt Eingangsloggia, Dachgauben und Türmchen auf die Ideen eines Kunstmalers zurück. Mit dem Auge des romantisch empfindenden Malers entworfen ist das Gebäude bis heute eines der beliebtesten Fotomotive am Ammersee.

... und sein Erbauer Ludwig Scheuermann

Der heute nur wenigen Fachleuten bekannte Künstler Ludwig Scheuermann hatte in München an der Akademie der Bildenden Künste und anschließend an der Académie Julian in Paris Malerei studiert. Der Künstler, aus einer Augsburger Kaufmannsfamilie stammend, ließ sich nach einigen Wanderjahren, die ihn bis nach Nordafrika führten, in München nieder. Hier lebte er als anerkannter Genre-, Porträt- und Landschaftsmaler mit seiner Frau und seinen beiden Kindern. In den Sommermonaten zog es ihn wie viele seiner Kollegen hinaus in die Natur, bevorzugt an die Seen. Alleine schon um der Motive für seine Landschaftsmalerei willen hätte er sich kaum eine geeignetere Landschaft aussuchen können. Gegenüber dem im späten 19. Jahrhundert schon recht touristischen Starnberger See, wo sich der Adel und etwas betuchtere Angehörige des Großbürgertums bevorzugt tummelten, bevorzugte Scheuermann den ländlicheren Ammersee. Sein neues Sommerdomizil unmittelbar am Ufer des Ammersees entwarf er selbst. Dass er dabei auch ein Atelier einrichtete, versteht sich von alleine. Auch ein Bootshaus und eine Badehütte gehörten zu dem Anwesen. Der gesellige Scheuermann hat nicht nur Künstlerfreunde in seine Villa eingeladen und mit ihnen Feste gefeiert, von denen man in Herrsching noch lange sprach. Er pflegte auch regen Kontakt mit der Dorfbevölkerung, lud die Herrschinger Honoratioren in sein Landhaus ein, und soll sogar dafür gesorgt haben, dass die Bahnline 1903 nicht wie geplant von Pasing nach Stegen, sondern nach Herrsching gebaut wurde. Wovon der Ort als Endstation einer S-Bahn-Linie bis heute profitiert.

Wahrzeichen Herrschings

Das Grab Ludwig Scheuermanns, der im Alter von nur 51 Jahren bei einem seiner Herrschinger Aufenthalte starb, befindet sich auf dem Friedhof der hiesigen Martinskirche. Sein Sohn behielt die Villa zunächst als Sommersitz, verkauft sie jedoch 1934 an die Gemeinde. Diese machte den großzügigen Park der Öffentlichkeit zugänglich, die Villa stand nun leer. Nach einer Zeit des Verfalls, schließlich einsetzendem Engagement einer Bürgerinitiative und anschließender Renovierung durch die Gemeinde wurde das heute so genannte Kurparkschlösschen zum Wahrzeichen Herrschings. Seit 1984 für kulturelle Zwecke genutzt ist es Sitz der Volkshochschule, verfügt über einen stimmungsvollen Saal für Trauungen und dient - gewiss ganz im Sinne seines Erbauers - als Ort für Kunstausstellungen.