Ein Biedermeier-Idyll

Das erste Landhaus Himbsel in Leoni

Biedermeier Idyll Die bei schönem Wetter stark von Fußgängern und Radfahrern frequentierte Ostuferstraße führt südlich des Seehotels Leoni unmittelbar an diesem Landhaus vorbei. Jeder hat es wohl schon einmal gesehen, und die wenigsten werden sich später daran erinnern, denn es hat nichts vom Prunk mancher Villen und nichts vom gewollt Malerischen mancher Landhäuser. Nicht "hier noch ein Türmchen", "da noch ein Erker" und "dort noch eine Loggia", keine Freitreppe und keine Nische mit Skulptur. Recht bescheiden steht der zweistöckige Bau unweit des Sees, die Holzverschalung unterstreicht die schlichte Architektur, nur ein schmiedeeiserner Balkon fällt etwas aus dem bescheidenen Rahmen. Tatsächlich hat er einen einfachen Holzbalkon ersetzt, ist also deutlich jünger als das Haus selbst.

Ein Pionier des Villenbaus

Ganz offenbar dachte der Bauherr nicht an Repräsentation. Johann Ulrich Himbsel - dem Starnberg die Bahnverbindung und der See die ersten Dampfschiffe zu verdanken hatte - wünschte vielmehr einen ruhigen Rückzugsort, fern vom umtriebigen München. Ganz im Sinne des damals aktuellen Biedermeier errichtete er hier 1827 eines der allerersten Landhäuser am See. Noch vor Prinz Carl, der wenig später auf dem Starnberger Georgsbichl die heutige Villa Almeida errichten ließ, und deutlich vor Ferdinand von Miller und seinen Freunden, die in den 1850er-Jahren die Kolonie Niederpöcking schufen. Himbsel war also nicht nur Eisenbahn- und Dampfschiffpionier, er war auch Pionier der Villenbau-Ära unserer Region. Ganz in diesem Sinne errichtete er schon 15 Jahre später nur wenig südlich ein weiteres Sommerfrische-Haus, ganz im oberbayerischen Landhausstil, sogar mit Lüftlmalerei, bis heute als Himbselvilla bekannt und bewundert.

Seezugang für Bildungshungrige

Von nun an vermietete er das kleinere, biedermeierliche Landhaus, unter anderem an seinen Malerfreund Wilhelm von Kaulbach, einen der erfolgreichsten Maler seiner Zeit. Später erwarb es Friedrich Wilhelm Hackländer, damals Bestsellerautor. Daher spricht man bis heute auch von der "Villa Hackländer". Seit mehr als 50 Jahren gehört das Haus mittlerweile der Münchner Volkshochschule, die in Leoni ein beliebtes Bildungs- und Seminarzentrum betreibt - für Bildungshungrige eine der interessantesten Möglichkeiten, einmal direkt am See zu übernachten, sogar mit eigenem Seezugang.