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Museen und Geschichte(n)

Die Göttin der Morgenröte im Museum Starnberger See

Museen und GeschichtenSo mancher übersieht sie, denn wie es einer Göttin geziemt blickt sie von oben auf die Besucher hinab. Man sollte also seinen Kopf in den Nacken legen, wenn man sie betrachten möchte, dort oben an der Decke des zweiten Obergeschosses im Museum Starnberger See. Fein lächelnd, ihre linke Hand zum Gruß erhoben, sitzt Aurora dort auf einer Wolke, von fröhlichen Putten begleitet. Rechts unter ihr herrscht noch Dunkelheit, dort neigt sich nun die Nacht ihrem Ende zu, denn dank Aurora dämmert ein neuer Tag herauf.

Sinnbild der Hoffnung

Angefertigt wurde dieses Gemälde für einen der Räume auf dem Prunkschiff Buzentaur, das 1663 nach venezianischem Vorbild für den bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria am Starnberger See gebaut wurde. Damals war man an den Höfen Europas bewandert in antiker Mythologie, und so verstanden die Gäste des Kurfürsten ohne weiteres, weshalb dieser für sein Lustschiff ein Gemälde der Aurora gewünscht hatte: Sie symbolisiert die Hoffnung und die Freude. Auch für Bayern sollte ein neuer Tag, eine neue, glückliche Epoche herauf dämmern, denn nach zehn Jahren kinderloser Ehe hatte Kurfürstin Henriette Adelaide zunächst ein Mädchen und schließlich den ersehnten Thronfolger Max Emanuel zur Welt gebracht. Die dunkle Nacht der Ängste, die bayerische Linie der Wittelsbacher könnte aussterben, war zu Ende. Zwar war Max Emanuel noch ein Säugling, angesichts der hohen Kindersterblichkeit jener Zeit war mehr als ungewiss, ob er überhaupt das Erwachsenenalter erreichen würde. Seine Erfolge im Kampf gegen das türkische Heer vor Wien, seine Karriere als "blauer Kurfürst" waren noch nicht einmal Zukunftsmusik - und doch haben sich alle Hoffnungen seiner Eltern auf ihn konzentriert.

So betrachtete Aurora nun während der berühmten barocken Seefeste die illustre Hofgesellschaft samt den hohen Gästen des Kurfürsten von ihrer hohen Warte an der Decke des Buzentaur aus. Nahezu hundert Jahre später, als Kurfürst Max III. Josef beschloss den sanierungsbedürftigen Buzentaur zu Brennholz machen zu lassen, brachte man das Gemälde mit anderen Kostbarkeiten zusammen in Sicherheit. Heute erinnert Aurora die Besucher im neuen Museum Starnberger See an jene glanzvollen Zeiten, als die bayerischen Kurfürsten am Starnberger See feierten, prunkten und glänzten - während die einheimischen Fischer und Bauern auf den Ruderbänken des Buzentaur im Takt die langen Holzriemen ins Wasser senkten und wieder heraushoben, obwohl sie eigentlich auf ihren Feldern hätten arbeiten müssen.