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Sehenswertes im Fünfseenland

 

Die Pfarrkirche Sankt Johannes Baptist in Inning

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, die beiden Türme im Herzen Innings. Von Weitem schon grüßt der malerische Turm der Pfarrkirche: in zartem Rosa gehalten, achteckig, mit Kirchturmuhr und schön gestalteten Schallöffnungen, gekrönt von einer jener eigenwilligen Doppelzwiebeln, wie sie die Formfreude des Barock gerne hervorgebracht hat.

Wie eine Henne ihre Kücken, so überragt der Kirchturm ein steinsichtiges Fialentürmchen, eigentlich ein Dachreiter, gekrönt von einer Kreuzblume, wie man sie von den Türmen des späten Mittelalters kennt - beinahe ein Fremdkörper im barocken Voralpenland. Doch so alt ist das Türmchen noch nicht, das eine Grabkapelle ziert. Errichtet wurden Kapelle samt Türmchen erst gegen 1840, 75 Jahre nach der Rokoko-Pfarrkirche, Bauherr war der wohlhabende Inninger Posthalter Balthasar Reinpolt. Wie seine Zeitgenossen hatte er sich schon längst satt gesehen am verspieltem Rocaillestuck der Altvorderen, an den Pastellfarben und den schwungvoll bewegten Skulpturen. Nun, in der Zeit des Biedermeiers, sehnte man sich romantisch zurück ins Mittelalter - die "ernstere" Neugotik zog auch in Inning ein. Und mit ihr die Malerei der Nazarener, von der auch das Altarbild in der Grabkapelle geprägt ist.

Ausklingendes Rokoko

Eine ganz andere Welt empfängt Kirchgänger und Kunstfreunde daneben in der Pfarrkirche: Ein freundlicher, luftiger Rokoko-Raum, dem man jedoch schon ansieht, dass sich dieser Stil zur Bauzeit der Kirche in den 1760er-Jahren seinem Ende zuneigte. Der schöne Stuck des Wessobrunner Künstlers Thassilo Zöpf quillt nicht mehr überreich an allen Ecken und Enden, er überspielt nicht mehr die architektonischen Strukturen und gibt so der Architektur ihren Stellenwert zurück - ein Vorzeichen des aufkommenden Klassizismus. Nicht nur beim Stuck ist zu sehen, dass hier Spitzenkräfte am Werk waren: Die Deckenfresken mit der Geschichte des Kirchenpatrons Johannes des Täufers stammen vom kurfürstlichen Hofmaler Christian Wink, der Hochaltar vom weitum berühmten Weilheimer Bildhauer Franz Xaver Schmädl. Zu verdanken haben die Inninger diesen Schatz übrigens einem ihrer Pfarrer: Maximilian von Baar, ein gebürtiger Landshuter, gönnte seinen Pfarrkindern und seinen Nachfolgern eine neue Kirche und bestimmte sein ganzes Vermögen testamentarisch für den Bau derselben. AH