• Drucken

Das ehemalige Starnberger Kriegerdenkmal

Das ehemalige Starnberger Kriegerdenkmal

Das Kriegerdenkmal auf dem Kirchplatz
Das Starnberger Kriegerdenkmal 1923 auf dem späteren Kirchplatz

1923 stiftete Geheimrat Dr. Carl Zitzmann (1871 – 1956), Generaldirektor in Erlangen, Starnberg ein neues Krieger-Monument, das man mit Blick auf Schloss und Kirche auf dem damals noch leeren Platz inmitten der Stadt aufstellte, auf dem der Kirchenbau für die neue Stadtpfarrkirche bereits geplant war. In seiner Einweihungsrede bezeichnete Dr. Paulus, Vorsitzender der vaterländischen Verbände, die idealisierte Skulptur auf dem Sockel als „Symbol für die schlummernde und doch wieder erwachende Kraft“ des besiegten Deutschland. Dazu wurde ein Gedicht des als Volksschriftsteller geltenden Zimmerermeisters Max Bernlocher vorgetragen, das den „zusammengesunkenen, erschöpften, aber muskulösen nackten Jüngling“ auffordert: „Wach auf, Wach auf mein Vaterland!/Dich ruft das deutsche Lied!/Und deutscher Mut und deutsche Treu/Wird wiederum erwachen./Stoß, deutsches Volk, dann deine Faust/In welschen Lügenrachen./Wach auf, du Schläfer, die Scherben zur Hand/Und reck Deine mächtigen Glieder/Mit Gott für König und Vaterland/Zu rächen die toten Brüder!“

Geheimrat Zitzmann wurde im selben Jahr für „sein langjähriges, überaus wohltätiges Wirken in Starnberg“ die Ehrenbürgerschaft verliehen - in der NS-Zeit wurde sie ihm wieder aberkannt.

Karriere mit „Figuren der Bewegung“

Richard Förster (1873 –1956), der Schöpfer des Starnberger Denkmals, war von 1899–1901 an der Münchner Kunstakademie Schüler von Wilhelm von Rümann, dessen große Grab- und Denkmäler noch heute Münchens Stadtbild bereichern. Nach mehreren Studienreisen durch Europa stellte er als Bildhauer und Modelleur im Glaspalast in München aus und gehörte ab 1910 zum Mitgliederkreis der Münchner Sezession. Bis 1929 arbeitete er als figürlicher Entwerfer für die Schwarzburger Werkstätten und die jüdische Firma Rosenthal, später in der 1936 im Auftrag Heinrich Himmlers gegründeten Porzellanmanufaktur Allach (PMA). Deren vier Gründungsmitglieder waren von Anfang an SS-Mitglieder und machten hier Karriere als Professoren. 1939 wurde die Porzellanherstellung in die ehemalige Pulverfabrik Dachau auf dem Gelände des SS-Übungs- und Ausbildungslagers verlegt und die Münchner Kunstprofessoren ließen ihre Produkte durch Häftlinge aus dem KZ Dachau herstellen. Possierliche Tierplastiken, „lieblicher Wohnraumschmuck“ und „Figuren der Bewegung“ sollten „stil- und geschmacksbildend“ wirken und die „Erziehung zum nationalsozialistischen Menschen unterstützen“. Sie dienten als „Stadt- und Staatspräsente“ und als Geschenke an SS-Führer.

Noch immer hoch gehandelt

Richard Förster war Mitglied im Reichsverband bildender Künstler Deutschlands, der 1933 in der von den Nationalsozialisten geschaffenen Reichskammer der bildenden Künste aufging. Er entwarf in Allach Hitlerjungen als Trommler, BDM-Mädel, Bauernpaare in Tracht und Moriskentänzer. Zu seinem 55. Geburtstag 1944 erhielt Adolf Hitler von Himmler als Präsent acht von Richard Förster entworfene Landsknecht- und Gardefiguren. Als Starnberg sein Kriegerdenkmal 1964 vom Kirchplatz abbaute, wanderte der steinerne Jüngling ins Gebüsch des Steininger Grundstücks. Dort sitzt er seither auf seinem Sockel, sinnentleert und ohne jegliche Zuschreibung oder Erklärung. Försters Allacher Figuren dagegen sind auf dem heutigen Kunstmarkt gesucht und werden hoch gehandelt.

Das Kriegerdenkmal auf dem Steininger Grundstück
...und heute im Seeufer-Bade-Park am Unteren Seeweg