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Die kleine Seejungfrau

Die kleine Seejungfrau

zwischen Seefeld und der Auffahrt nach Widdersberg

Eines der liebenswertesten Denkmäler Die kleine Seejungfrauim Landkreis ist die kleine Seejungfrau an der Staatsstraße 2068 zwischen dem Seefelder Schloss und der Abzweigung nach Widdersberg stehend. Nicht deswegen, weil es ganz große Kunst eines hochbedeutenden Bildhauers wäre, die hier zu sehen ist, sondern weil sie mit ihrer graziösen, anmutigen Haltung und dem Blick hin zum Pilsensee geradezu ein Wahrzeichen an dieser Stelle geworden ist. 1963 wurde sie aufgestellt, damals hat man den See noch gesehen, inzwischen nehmen hohe Bäume der zarten Dame die Sicht.

Fast wäre sie in einem Depot auf Nimmerwiedersehen verschwunden, als 2012 die Abbiegespur nach Widdersberg neu gestaltet wurde und die Skulptur auf ihrer hohen Säule deshalb weichen musste. Zwei Jahre später haben die Seefelderin Rita Wastian und der Soroptimist-Club Fünfseenland alles daran gesetzt, damit die Seejungfrau an ihren angestammten Platz zurückkehren durfte. Im Seefelder Bauhof war sie zwischengelagert, ein wenig ramponiert, denn die Finger der linken Hand fehlten ihr und der saure Regen vieler Jahrzehnte hatte dem Kelheimer Kalkstein stark zugesetzt. Die Restaurierung führte der Seefelder Steinmetz Thomas Hölzl durch, die Kosten dafür wurden bei einer Benefizveranstaltung des Soroptimist-Clubs ersammelt.

Grazile Dame von Gewicht

In absoluten Zahlen ist die Skulptur ein ziemlicher Koloss: immerhin eine Tonne schwer und zwei Meter hoch. Die Säule, auf der sie in eleganter Haltung ruht, ist etwa vier Meter hoch und wiegt viereinhalb Tonnen. In der künstlerischen Gestaltung hingegen ist die junge Frau schon recht graziös geraten und sie kokettiert auch ein wenig. Es mutet ja geradezu artistisch an, wie sie sich auf der Hüfte ruhend im Gleichgewicht hält, dazu die Arme graziös über den Kopf erhoben, der lange Haarschopf wird vom Wind zur Seite geblasen, der wohlgeformte Oberkörper wird dadurch umso mehr augenfällig.

1961 hatte der Münchner Künstler Erich Hoffmann (1910 – 1967) vom Freistaat Bayern den Auftrag erhalten, eine Figur für diese Staatsstraße anzufertigen. Von Hoffmann gibt es in München eine ganze Reihe von Brunnenfiguren, allerdings in Bronze gegossen. Von seiner Ausbildung her – Hoffmann hatte Steinbildhauer gelernt und in München Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste als Meisterschüler von Joseph Wackerle studiert – hatte Hoffmann indes alle künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten, auch ein solches Bildwerk zu schaffen.

Das Einzige, was dem stellvertretend für den Auftraggeber bei der Aufstellung der Skulptur anwesenden Ministerialdirigenten missfiel, war die aus seiner Sicht beachtliche Brustgröße der Seejungfrau. Deshalb schrieb er an den Künstler „dass der Anstand gewahrt bleiben müsse“. Gottlob änderte Hoffmann aber nichts an den Körperformen -in Zeiten von Silikonbrüsten ist der Busen der Seejungfrau sowieso geradezu als zart zu bezeichnen.