Villen in Feldafing, der „Perle am See“

Wechselvolles Schicksal am Höhenberg

Villen in Feldafing 1Einige der interessantesten Villen der Region befinden sich in der Höhenberg-Kolonie in Feldafing, inmitten eines schönen alten Baumbestandes. Ein Spaziergang durch dieses Viertel ist daher durchaus ein besonderes Vergnügen - zumal man es mit dem Besuch der unterhalb des Höhenbergs gelegenen Roseninsel abrunden kann. Und doch ist es ein spannungsreicher Spaziergang, denn er führt zugleich durch die Höhen und Tiefen der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Fröhliche Geschichten ...

Villen in Feldafing 2Gebaut wurden diese Villen vor gut einhundert Jahren. Damals ließen Unternehmer wie der Porzellanfabrikant Victor Hutschenreuther, der Brauereibesitzer Joseph Pschorr oder der Antiquitätenhändler Otto Bernheimer hier Sommerhäuser errichten. Denn so aufwendig sie gestaltet waren - diese Gebäude waren damals nur während des Sommers bewohnt. Den verbrachte man gerne in Feldafing, das als nobler Ferienort "die Perle am See" genannt wurde. Schließlich stieg hier auch Kaiserin Elisabeth ab, und die Lokomotiv-Pioniere Georg Krauss und Joseph Anton Maffei hatten schon vor Jahrzehnten hier Landhäuser erworben. Die High Society war unter sich. Der Gründer der Berliner Elektrizitätswerke Sigmund Bergmann etwa musste zum Besuch bei seinem Schwiegersohn nur die Straße überqueren. Denn die Bergmann-Tochter Louise war mit Joseph Pschorr verheiratet. Der übrigens ein Vetter von Richard Strauss war, welcher wiederum schon vor dem Bau der Höhenberg-Kolonie mehrfach im Landhaus seines Onkels in Feldafing gewesen war, wo er auch seine künftige Frau kennen gelernt hatte. Die Boulevardpresse hätte heute ihre Freude daran.

... und traurige Kapitel

Villen in Feldafing 3Schlechte Zeiten für die friedlich scheinende Welt am Höhenberg begannen 1933. Vor allem Villenbesitzer jüdischer Abstammung wie Otto Bernheimer wurden aus ihren Häusern gedrängt. Manch anderer, von der Weltwirtschaftskrise gebeutelt, hat an die NSDAP verpachtet, denn die richtete hier nun nach einer Idee Ernst Röhms eine NS-Eliteschule ein. Als die zahlreich genutzten Villen nicht mehr ausreichten, wurden südlich davon weitere Gebäude errichtet. Im gesamten Bereich dieser NS-Schule richteten die Amerikaner schließlich ein Übergangslager für die aus den nationalsozialistischen Konzentrationslagern befreiten Juden ein. In der Villa Waldberta etwa waren damals bis zu 70 Menschen gleichzeitig untergebracht, ähnlich sah es in anderen Häusern aus. Aufgelöst wurde dieses "DP-Lager" erst 1953.

Villen in Feldafing 4Und so führt dieser Spaziergang von der Sommerfrische in die Hölle und wieder hinaus und weiter in die Zeit des Wirtschaftswunders, während dessen die Villen instand gesetzt wurden und für die Überlebenden wieder bessere Zeiten begannen.