Totholz lebt

2013 04 Totholz Für viele Spaziergänger sind es unaufgeräumte Bereiche, für andere ist es ein vielfältiger Lebensraum. Immer öfter überlassen Revierleiter in den Wäldern abgestorbene oder umgefallene Bäume sich selbst. Nördlich der Autobahn A 96 zwischen Gilching und Etterschlag wurden diese „unordentlichen“ Abschnitte sogar eigens gekennzeichnet; „Totholz! Liegen lassen!“ kann man auf den Stämmen lesen.

Hier wird im Rahmen eines Totholzprogramms bewusst auf die Nutzung als Stamm- oder Brennholz verzichtet, um im langsam zersetzenden Holz Lebensräume für eine Vielzahl von Organismen zu schaffen. Totholz findet man jedoch auf jedem Waldspaziergang. Bis ein Baumstamm vollständig remineralisiert ist, sind je nach Holzart bis zu 600 Großpilzarten und rund 1350 Käferarten beteiligt. Durch die wechselseitigen Abhängigkeiten entstehen Lebensgemeinschaften, nicht nur in der Rinde, sondern auch im Holz selbst, in Baumhöhlen oder im Baum-Mulm, dem nahezu verrotteten Holz, das man schon mit der bloßen Hand zerbröseln kann. Viele der auf Zerfalls- und Zersetzungsprozesse spezialisierten Tiere und Pflanzen stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. 25 Prozent aller in der Bundesrepublik vorkommenden Käferarten brauchen Holz in den verschiedenen Zerfallsstadien als Lebensraum. Aber auch größere Tiere wie Spechte, Hohltauben oder Kleinsäuger finden hier die Möglichkeit, Bauten oder Nester anzulegen. Durch die Aktivität der Pilze bildet Totholz auch den Nährboden für viele junge neue Bäume. Ein Grund mehr, beim Anblick liegengelassener Bäume nicht nur an den Brennwert für den heimischen Ofen zu denken.